Virtuelles Wasser – eine Anleitung zum sorgfältigen Umgang mit einer gefährdeten Ressource

Ohne Wasser ist kein Leben möglich und obwohl es auf der Erde überreichlich vorhanden zu sein scheint, steht es uns doch nur in begrenztem Maße zur Nutzung zur Verfügung. Von den enormen Wassermengen auf der Erde sind 98 Prozent Salzwasser und nur 2 Prozent Süßwasser. Davon ist aber wiederum ein Großteil in Gletschern, Schnee und Eis gebunden, so dass für Menschen, Tiere und Vegetation ganze 0,4 Prozent der Wasserressourcen der Erde unmittelbar verfügbar sind.

Daran können wir auch nichts ändern. Mir wurde einmal die Frage gestellt, an welchem Ort der Welt eigentlich Wasser neu entsteht? Ich war sehr verblüfft, denn darüber habe ich niemals nachgedacht. Die Antwort ist überraschend und macht am Ende sogar nachdenklich. Wasser entsteht nirgends neu! Seit Anbeginn unseres Erdballs vor Milliarden von Jahren hat sich die Wassermenge nicht verändert, sie ist im Grunde immer gleichgeblieben. Gebunden in einem ewigen Kreislauf.

Variabel – und das bedeutet in diesem Fall stetig wachsend – ist hingegen die Zahl der Menschen auf unserem Planeten. Knapp 8 Milliarden sollen es derzeit sein. Um 1800 wurde die erste Milliarde erreicht, wenn der Anstieg weiterhin wie bisher erfolgt, sind wir 2050 bei 11 Milliarden.

In den Industrieländern verbrauchen wir täglich 120 bis 140 Liter Wasser zum Trinken, Kochen, für die Körperpflege und zum Waschen. Diese quasi „sichtbare“ Menge bezeichnet man als „direkten Wasserverbrauch“.

Es kommen allerdings täglich noch 4.000 Liter hinzu, die wir nicht sehen, und zwar über den Konsum oder die Nutzung von Produkten. Denn in nahezu allem, was wir täglich berühren oder gebrauchen, ist Wasser gebunden, das bei der Herstellung oder Erzeugung benötigt wird. Dieses Wasser kann man nicht sehen, deswegen bezeichnet man es als „virtuelles Wasser“.

Obst, Gemüse oder andere landwirtschaftliche Produkte müssen bewässert werden, damit sie wachsen. Bei der Fleischerzeugung kommt das Trinkwasser für die Tiere hinzu und das, welches beim Anbau des Tierfutters und beim Reinigen der Ställe benutzt wird. Aber auch bei der Herstellung von Gebrauchsgütern wie Papier, Textilien, Möbeln, Autos, Computern, Handys usw. wird Wasser in unvorstellbaren Mengen eingesetzt.

In einem Frühstücksei stecken ungefähr 200 Liter virtuelles Wasser, vor allem durch den Einsatz des Tierfutters. Für die Produktion von einem Kilogramm Weizen werden nämlich 1.300 Liter Wasser benötigt. Das ist aber noch vergleichsweise bescheiden gegenüber den 15.500 Litern, die in einem Kilogramm Rindfleisch stecken.

Beispiele aus anderen Bereichen sind 11.000 Liter Wasser für eine Jeans, bedingt durch den Anbau und die Verarbeitung der Baumwolle und der Bewässerung der Felder. Um einen Computer herzustellen, braucht man sogar 20.000 Liter Wasser, was überwiegend an den seltenen Rohstoffen (Metalle und Erden) liegt, die nur mit riesigem Wasseraufwand gewonnen werden können.

Von Bedeutung ist aber nicht nur der Verbrauch, sondern auch die Herkunft des virtuellen Wassers. Man unterscheidet hier drei Arten: grünes, blaues und graues Wasser. Grün ist das im Boden gespeicherte Regenwasser, Pflanzen nehmen es in der Wachstumsperiode auf, es muss im Idealfall kein weiteres Wasser zugeführt werden und es kommt zu keiner Verknappung der Reserven.

Anders verhält es sich bei blauem und grauem Wasser. Als blaues virtuelles Wasser bezeichnet man das Grundwasser oder das Oberflächenwasser in Flüssen und Seen. Wenn dieses entnommen wird, wirkt sich das negativ auf die Wasserreserven aus. Eine im wahrsten Sinne des Wortes „trübe“ Bilanz weist das graue virtuelle Wasser auf, das während eines Produktionsprozesses verschmutzt wird und danach schlimmstenfalls nicht mehr nutzbar ist.

Die Wasserknappheit mit ihren Ursachen und Folgen ist ein großes Problem, für das wir alle ein Bewusstsein entwickeln müssen. Es ist Überlebens wichtig für die Menschheit, zu erkennen, wie wichtig und unverzichtbar ein bewusster Umgang mit der Ressource Wasser ist. Je intensiver man sich mit dem Konzept des virtuellen Wassers beschäftigt, desto klarer kommt man zu der Erkenntnis, wie groß nicht nur unser direkter Verbrauch aus dem Wasserhahn ist, sondern auch der indirekte über den Umweg des Konsums.

Natürlich kann man als Verbraucher einiges tun, um seinen persönlichen Wasserverbrauch zu reduzieren. Je mehr Menschen sich dafür entscheiden, umso größer wird das Einsparpotenzial bei unserer wertvollsten Ressource auf Erden. Oft genügen kleine Veränderungen der alltäglichen Gewohnheiten, um den unnötigen Verbrauch von Wasser zu reduzieren. Nachfolgendwurden einige Tipps zusammengestellt, die jeder von uns befolgen kann

Wo und wie lässt sich Wasser sparen?

BAD

  • Duschen statt Baden!
    Beim Baden benötigt man im Durchschnitt 150 bis 200 Liter Wasser, Duschen ist dagegen mit 30 bis 80 Liter Wasserverbrauch weitaus sparsamer.
  • Wasser nicht sinnlos laufen lassen!
    Beim Einseifen, beim Zähne putzen oder bei der Nassrasur den Wasserhahn zudrehen,damit das Wasser nicht unnötig in den Abfluss läuft…

KÜCHE

  • Geschirrspüler nicht halbleer laufen lassen!
    Den Geschirrspüler möglichst vollräumen und wenn möglich, ein „Ökoprogramm“ verwenden – braucht zwar viel mehr Zeit, ist aber insgesamt sparsamer, nicht nur hinsichtlich des verbrauchten Wassers.
  • Obst und Gemüse in einer Schüssel waschen!

Eigentlich dasselbe wie beim Waschen: Obst und Gemüse lässt sich prima in einer Schüssel waschen und das Wasser kann anschließend sogar noch zum Gießen verwendet werden.

WASCHKÜCHE

  • Waschmaschine ebenfalls nicht halbleer laufen lassen!
    Für die Waschmaschine gilt dasselbe wie für den Geschirrspüler, also die Trommel möglichst vollräumen und effiziente Programme nutzen.
  • Auf Vorwäsche verzichten!
    Wenn es nicht gerade ölverschmierte Arbeitsklamotten aus der Werkstatt sind, sollte normal verschmutzte Wäschen eigentlich ohne Vorwäsche sauber werden.

GARTEN

  • Regenwasser zum Gießen nutzen!
    Regentonnen, aber auch Zisternen sammeln das Regenwasser, welches dann prima zur Gartenbewässerung eingesetzt werden kann.
  • Auf den Rasensprenger verzichten!
    Gerade in Zeiten des Klimawandels mit einhergehender Trockenheit für viele Gartenbesitzer ein heikles Thema – aber ist der grüne Rasen diese Wasserverschwendung wirklich wert?

TECHNISCHE MÖGLICHKEITEN

  • Falls mal neue Geräte fällig sind oder man zufällig den Garten aufgräbt, gibt es noch zahlreiche technische Möglichkeiten, um Wasser zu sparen wie beispielsweise eine energieeffiziente Spül- oder Waschmaschine, Sparduschköpfe, nachrüstbare Elemente für Armaturen wie Durchflussbegrenzer o.ä., Zisternen und vieles andere mehr!