Wasser ist die Grundlage für jegliches Leben und wichtigstes Grundlebensmittel überhaupt. Seine Reinhaltung und Verwertung unterliegen einer ganzen Reihe von Richtlinien und werden in weiten Teilen von der EU überwacht. Auch unser Fachdienst Gesundheit kontrolliert die Wassergewinnungsanlagen in seinem Zuständigkeitsbereit akribisch, wobei vor allem der Entwicklung des Nitratgehaltes eine hohe Bedeutung zukommt. Nitrate sind leicht lösliche Salze bzw. Stickstoffverbindungen, die ganz natürlich im Boden vorkommen und für das Wachstum von Pflanzen notwendig sind. Durch überschüssige Stickstoffeinbringung bei der landwirtschaftlichen Düngung kann es zu einem Nitratüber-schuss im Boden kommen. Zwar können Maßnahmen wie Zwischenfruchtanbau das Nitrat wieder binden, aber durch Auswaschung kann es auch in die Grundwasserreservoirs gelangen. Nitrat wirkt in hohen Mengen gesundheitsschädlich und steht sogar im Verdacht, krebserregend zu sein, wenngleich dafür der endgültige wissenschaftliche Nachweis fehlt.
Wegen der existenziellen Bedeutung von Wasser auch für das menschliche Leben und die Ernährung gelten sehr strenge Grenzwerte. Diese liegen bei 50 mg Nitrat pro Liter Wasser. Das ist eine Konzentration, die nachweislich auch für Neugeborene absolut ungefährlich wäre. Bei Erwachsenen läge der Grenzwert bei 130 mg pro Liter, aber wegen der grundsätzlichen Bedeutung von Wasser als Lebensmittel gilt allgemein die Belastungsgrenze für Neugeborene.
Die regelmäßigen Kontrollen unseres Gesundheitsamtes zeigen, dass die Trinkwasserqualität in Waldeck-Frankenberg überdurchschnittlich gut ist. Bei uns im Kreis wird die Wasserversorgung durch 22 Versorger in insgesamt 96 Wasserversorgungsgebieten sichergestellt. Uns stehen aktuelle 202 Wassergewinnungsanlagen zur Verfügung, 138 davon sind Brunnen, 64 Quellen. Innerhalb der letzten 20 Jahre wurden zwar in 14 Wassergewinnungsanlagen die Grenzwerte überschritten. Durch Mischung mit niedrig belastetem Wasser kann das Nitrat jedoch wieder unter den Grenzwert abgesenkt werden. Ein Teil der Brunnen und Quellen mit erhöhter Nitratbelastung wurde allerdings bei uns im Landkreis bereits vom Netz genommen. Betrachtet man die engmaschig beprobten Nitratverläufe und Entwicklungen näher, dann fällt auf, dass viele dieser Grenzwertverletzungen aus den Jahren 2000 bis 2004 stammen. Seitdem ist die Verlaufstendenz bei den gemessenen Werten eher stabil bis sinkend. Es ist also festzustellen, dass den Menschen in Waldeck-Frankenberg mit dem hier gewonnenen Trinkwasser ein Lebensmittel von höchster Qualität und Reinheit zur Verfügung gestellt wird, das sich unbedenklich trinken und anderweitig nutzen lässt. Für die positive Entwicklung ist auch die erfolgreiche Kooperation mit der Landwirtschaft verantwortlich. Es gibt im Landkreis Waldeck-Frankenberg derzeit 5 WRRL- Maßnahme- Räume, in denen die Landwirte auf freiwilliger Basis mit den Wasserversorgern kooperieren, um einen Beitrag zur Qualitätssicherung und -verbesserung des Trinkwassers zu leisten (WRRL = Europäische Wasser-Rahmenrichtlinie, die Bewirtschaftung und Schutz der Wasserressourcen regelt). Im Einzelnen sind dies: – EWF Nord
– EWF Süd
– Frankenberg-Frankenau-Haina-Gemünden
– Oberes Edertal
– Bad Wildungen-Edertal- Bad Zwesten
Darüber hinaus besteht für Vasbeck noch eine Kooperation der Gemeinde Diemelsee mit Nordrhein-Westfalen. In diesen Maßnahmenräumen werden die Landwirte vor allem durch Fachbüros in Fragen der Düngung beraten, so dass überschüssige Stickstoffeinbringungen möglichst vermieden werden. Zusätzlich werden pro Jahr mehr als 3.000 Bodenproben genommen, um den Düngemittelbedarf zu untersuchen. Als Beispiel für die gute Zusammenarbeit möchte ich hier auch noch ein Projekt unseres Energieversorgers EWF nennen, der gerade sehr aufwändig zwischen Korbach und Ober- Waroldern in einer Tiefenbohrung nach Wasser bohrt. Damit möchte das Unternehmen die Versorgungssicherheit vor Ort stärken. Der Brunnen soll eine Tiefe von 270 Metern haben. Als Wasserversorger liefert EWF Wasser an mehr als 7.800 Haushalte und Unternehmen in Korbach (Stand Wasserzähler Ende 2019: 7.851). Zum Trinkwasserschutz hat der Energieversorger Kooperationen mit Landwirten vereinbart. Im Zusammenhang mit der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie durch das Land Hessen organisiert EWF zudem vor Ort Beratungsangebote und Veranstaltungen für Landwirte, z.B. Vorträge zum Thema Düngen oder gemeinsame Feldbegehungen.
Ein kleiner Hinweis noch: Die Bürgerinnen und Bürger können sich stets aktuell über die Wasserqualität in ihrem Versorgungsgebiet bzw. Wohnort informieren. Gemeinsam mit den Wasserversorgern nutzt unser Fachdienst Gesundheit eine landkreisweite Datenbank, die Analysen sind online abrufbar